Gora prägte so ziemlich alle Hinterglasmaler, die ihm folgten. Sein Atelier in Dakar und später auf der Insel Gorée wurde zum Mittelpunkt einer neuen Kunstszene, und sein Werk wurde und wird heute noch immer wieder geehrt. 2002 erwies ihm die Kunstbiennale Dak'Art eine grosse Hommage.
Gora Mbengue starb 1988 im Alter von 57 Jahren; seine Werke sind kaum noch zu finden und werden zu hohen Preisen gehandelt.
Petit Mbengue, einer seiner Söhne, ist etwa Mitte der Nullerjahre auf dem Markt erschienen. Er malt vor allem Frauenportraits, flächig und plakativ, in einem fast punkigen Stil, der bestens in die Gegenwart des Grossstadtmolochs Dakar passt und auch in Europa einen Nerv trifft.
Damit gehörte Mor Gueye auch bald zu den populärsten und bestverkaufenden Malern des Genre. Entsprechend häufig wurden und werden seine Sujets kopiert. Nach einem reichen Künstlerleben zog sich Mor Gueye um 2008 aufs Altenteil zurück. Im März 2018 starb Mor Gueye in hohem Alter. Er hinterlässt seinen Sohn:
Mam Gueye, bildete sich im Atelier des Vaters aus und wurde natürlich von dessen Stil stark geprägt. Seit etwa 10 Jahren malt er auf eigene Rechnung und hat in dieser Zeit zahlreiche sehr schöne und sehr erfolgreiche Sujets entwickelt. Er arbeitet inzwischen mit vier Assistenten, wovon der eine, Samba Sylla, schon beim Vater Mor mit dabei war, ein weiterer ist Sohn des ebenso hochberühmten Malers Babacar Lô. Mam Gueyes Bilder sind stets äusserst sorgfältig und detailreich ausgestaltet. Die Gesichter, obwohl sehr stilisiert, strahlen viel Charakter aus. Besondere Begeisterung wecken immer Mam Gueyes Prachtsfrauen: wohlbeleibte Schönheiten auf Rollern, als Marktverkäuferinnen, am Handy, beim Lesen usw.
Serigne Gueye, jüngerer Bruder von Mam, unterscheidet sich nur für Kenner von jenem. Auch er lernte natürlich im Atelier des Vaters. Er hatte eine besondere Vorliebe für Tiere und Naturszenen, glänzte aber ebenso mit schönen Portraits. Er übernahm mehr Sujets vom Vater Mor als sein älterer Bruder Mam, entwickelte sie aber ebenfalls auf seine eigene Art weiter. Im Februar 2016 erreichte mich die traurige Nachricht seines Todes - im Alter von gerade 42 Jahren. Ein enormer Verlust für die Familie, und für die senegalesische Hinterglasmalerei.
Eines seiner Geheimnisse sind die schattierten Hintergründe, die niemand sonst so hinkriegt. Auch seine Musikerportraits gehören zu den schönsten Bildern überhaupt. Mitte der Nullerjahre zog Azou sich aber aus der Hinterglasmalerei zurück, weil damit keine Familie zu ernähren sei, wie er traurig sagte. Stattdessen eröffnete er ein Atelier für Firmenschilder und Leuchtreklamen. 2011 malte er ein Jahr lang in Benin, von wo er viele wunderschöne Sujets zurück nach Dakar mitbrachte.
Gross war die Freude, als vor einigen Jahren wieder Bilder von Azou Badé auf dem Markt auftauchten. Allerdings zu weit höheren Preisen als früher was durch die aufwendigen Details und Sujets auch absolut gerechtfertigt ist. Offenbar ist das Publikum bereit, solche Preise zu bezahlen, denn es finden sich jetzt immer wieder neue Bilder von Azou Badé. Besonders raffiniert sind seine "Pointillé"-Portraits, manchmal nach alten Bildern aus der Kolonialzeit gemalt. Mit Tusche Pünktchen für Pünktchen gezeichnet...
Sein schlichtes Atelier in der Medina von Dakar gleicht wie kein anderes einer richtigen Galerie. Seine Bilder sind nicht so fein gezeichnet wie die von Djibril Fall Diène, aber ebenso präzise. Ngom senior ist noch ein echtes Kind der alten Kolonialzeit: Ordnung, Disziplin, Genauigkeit. Faszinierend daran ist, wie seine so peinlich genau gemalten Vögel dann doch irgendwie komplett ausgeflippt auf der Bildfläche herumzwitschern, wie sein Familienporträt zwar so statisch aufgestellt ist wie einst vor dem Fotografen, die Gesichter, die Haltungen aber ganze Geschichten erzählen.
Babacar Ngom hat die Präzision vom Vater gelernt, aber seinen völlig eigenen Stil entwickelt. Er verwendet oft ungewöhnliche Bildformate, und seine Figuren sind comixhaft verzerrt. Seiner Generation entsprechend, malt er den Alltag von heute: Automechaniker, Markttreiben, Schulklassen. Wie andre "Söhne von", so Mam Gueye, Max Sow oder Petit Mbengue, trägt auch Babacar Ngom die ehrwürdige Tradition der senegalesischen Hinterglasmalerei im besten Sinne weiter.
Kein Wunder, verkauft er seine Bilder um einiges teurer als die meisten andern Maler. Er liebt Tiere ganz besonders, seine Fische und Vögel sind Studien in Naturkunde und würden jedes ychtiologische und ornithologische Fachbuch bereichern.
Mallos wurde in den 1990erjahren vor allem mit seinen Berufsbildern enorm erfolgreich. Er beherrscht aber auch das Grossportrait vortrefflich. Mit dem ihm ganz eigenen Schwung in den Linien hat Mallos einen Stil geschaffen, den bislang niemand imitieren konnte. Er gehört zu den ganz wenigen, die ihre Bilder persönlich im Markt verkaufen.
Maleynis Sohn Max Magatte Sow führt den väterlichen Stil weiter und verleiht ihm seine ganz eigene Note.
Seine Bilder sind sofort zu erkennen, denn er ist einer der ganz wenigen, die ohne Schablonen arbeiten, d.h. freihändig direkt auf das Glas malen. Er liebt Fischereiszenen, Autos und Lastwagen, ob in der Stadt oder auf einer abgelegenen Piste, und immer wieder Thema sind bei ihm Wüste, Kamele, maurisch anmutende Saharabewohner. Omar Cissés Bilder entsprechen nicht den bunten, fröhlichen Sujets, die in Europa besonders beliebt sind. Jedoch strahlen sie bei genauerem Betrachten unglaublich dichte Atmosphäre aus.
Ibrahima Sall war der grosse Volkstümliche unter der Nachkriegsgeneration der senegalesischen Hinterglasmaler. Beim Betrachten seiner Bilder hat man immer wieder das Gefühl "das könnte ich auch": die Zeichnung ist krakelig, oft grob, die Perspektive schief, die Gesichter schemenhaft. Und doch - plötzlich spürt man das "Gewicht" dieser Bilder. Sie sprechen zu uns, wir riechen Düfte, hören Stimmen daraus.
Birama Coumaré stammt aus Mali, siedelte aber schon vor vielen Jahren in die nette Kleinstadt Thiès etwa 80 km von Dakar entfernt über. Thiès verfügt über ein wunderschönes "Village des arts", wo Coumaré in einem angenehmen Atelier arbeitet. Sein Stil ist subtil "anders"; er malt häufig auf ungewöhnliche Formate und lässt immer wieder einen robusten Humor durchscheinen.